Stress gehört heute schon für viele Kinder und Jugendliche zum Alltag. Leistungsdruck, soziale Konflikte, familiäre Belastungen oder gesundheitliche Probleme führen bei jungen Menschen immer häufiger zu psychischen und körperlichen Beschwerden – von Ängsten und Schlafstörungen bis hin zu Bauch- und Kopfschmerzen.
Es gibt jedoch auch eine Vielzahl wirksamer, gut erforschter Methoden zur Stressbewältigung, die speziell für Kinder und Jugendliche geeignet sind – viele davon lassen sich auch zu Hause oder in der Schule einfach anwenden.
Was ist Stress eigentlich – und wie äußert er sich bei Kindern?
Stress ist eine natürliche Reaktion des Körpers auf wahrgenommene Bedrohungen oder Belastungen. Bei Kindern können schon scheinbar „kleine“ Auslöser wie eine Klassenarbeit, Streit mit Freunden oder Veränderungen im Alltag zu starken Reaktionen führen.
Typische Anzeichen von Stress bei Kindern und Jugendlichen sind:
- Wiederkehrende Bauch- oder Kopfschmerzen
- Schlafprobleme
- Konzentrationsstörungen
- Rückzug, Wutausbrüche oder Traurigkeit
- Gereiztheit oder Unruhe
Unbehandelter chronischer Stress kann langfristig das Risiko für psychische Erkrankungen erhöhen – besonders dann, wenn Kinder nicht lernen, mit Stress umzugehen.
Welche Methoden zur Stressbewältigung sind wirksam?
Die Literatur beschreibt zahlreiche nicht-medikamentöse Techniken, die Kindern helfen können, besser mit Stress umzugehen. Viele dieser Methoden sind gut erforscht und in ihrer Wirksamkeit wissenschaftlich belegt.
Entspannungs- und Achtsamkeitstechniken
- Atemübungen (z. B. tiefe Bauchatmung, Wechselatmung)
- Progressive Muskelentspannung (Anspannen und Loslassen einzelner Muskelgruppen)
- Autogenes Training (Selbstsuggestion zur Tiefenentspannung)
- Geführte Imagination (sich „gedanklich an einen sicheren Ort begeben“)
- Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR) – Achtsamkeitsübungen, z. B. achtsames Atmen, Body Scan, Focusing, Emotional Tapping
Diese Techniken fördern die Selbstwahrnehmung, emotionale Regulation und körperliche Entspannung – auch bei ADHS, Ängsten oder Schlafproblemen.
Psychotherapeutische Verfahren
- Kognitive Verhaltenstherapie (CBT): hilft, belastende Gedanken zu erkennen und zu verändern
- Interpersonelle Therapie: stärkt Beziehungen und Kommunikation
- „Dritte-Welle“-Verfahren: vereinen Achtsamkeit, Akzeptanz und Werteorientierung (z.b. ACT-Therapie)
Diese Verfahren sind besonders bei Angststörungen, Depressionen, Traumafolgestörungen und Zwangsstörungen nachweislich wirksam.
Biofeedback und Hypnose
- Biofeedback misst Körperfunktionen wie Herzfrequenz oder Muskelspannung und macht sie bewusst steuerbar.
- Klinische Hypnose wird bei Schmerzen, Ängsten oder auch bei Krebsbehandlungen erfolgreich eingesetzt.
Wo kommen diese Techniken zum Einsatz?
- In der Schule: Achtsamkeitstraining steigert Konzentration, reduziert Ängste und stärkt die soziale Kompetenz.
- In Kliniken oder in Praxen: Zur Begleitung bei Störungsbildern, chronischen Erkrankungen, Operationen oder belastenden Behandlungen (z. B. Chemotherapie).
- Zuhause oder unterwegs: Viele Techniken lassen sich kindgerecht über Apps oder Audioanleitungen vermitteln – auch im Wartezimmer oder beim Zahnarzt.
Fazit: Stressbewältigung kann man lernen – am besten frühzeitig
Stress lässt sich nicht vollständig vermeiden – aber man kann lernen, damit umzugehen. Je früher Kinder und Jugendliche hilfreiche Strategien an die Hand bekommen, desto besser gelingt es ihnen, mit den Herausforderungen des Lebens umzugehen.
Als Heilpraktikerin für Psychotherapie ist es mir ein zentrales Anliegen, Kinder und ihre Familien individuell, praxisnah und mit Herz zu begleiten. Möchten Sie Ihr Kind besser verstehen und intensiver fördern? Ich unterstütze Sie und Ihr Kind gerne in meiner Privatpraxis in Neuss.
Quelle
Zisopoulou, T.; Varvogli, L. (2023): Stress management methods in children and adolescents: Past, present, and future. In: Hormone Research in Paediatrics, 96(1), S. 97–107. DOI: https://doi.org/10.1159/000526946