Neurofeedback bei AD(H)S – Was sagt die Forschung wirklich?

Immer mehr Eltern von Kindern mit AD(H)S suchen nach sanften, natürlichen Wegen, um ihrem Kind zu helfen. Eine Methode, die dabei immer bekannter wird, ist Neurofeedback – ein computergestütztes Training fürs Gehirn, das Kindern helfen soll, sich besser zu konzentrieren und ruhiger zu werden.

Aber wie gut funktioniert das wirklich? Und was sagt die Forschung dazu?

In diesem Beitrag finden Sie die wichtigsten Erkenntnisse aus zwei aktuellen, großen wissenschaftlichen Studien – leicht verständlich erklärt, mit klaren Vorteilen und ehrlichen Grenzen.

 

Was ist Neurofeedback überhaupt?

Neurofeedback ist eine Form des „Gehirntrainings“. Dabei sitzt das Kind vor einem Bildschirm, während seine Gehirnaktivität über Elektroden (ähnlich wie beim EEG) gemessen wird. Je nachdem, wie ruhig oder aufmerksam das Gehirn arbeitet, verändert sich das Spiel oder Video, das das Kind sieht. So lernt das Gehirn, sich selbst besser zu regulieren – zum Beispiel ruhiger zu werden oder den Fokus zu halten.

Viele Kinder empfinden das Training als spannend und motivierend. Es ist völlig schmerzfrei, ohne Medikamente und ohne Nebenwirkungen.

 

Studie 1: Viele Studien im Überblick – Positive Wirkung auf Verhalten und Aufmerksamkeit

In dieser großen Übersichtsarbeit haben Forscher viele einzelne Studien aus verschiedenen Ländern zusammengetragen und ausgewertet. Ziel war es herauszufinden, wie gut Neurofeedback tatsächlich bei ADHS wirkt – besonders bei Kindern.

 

Was kam Positives heraus?

  • Viele Kinder zeigten verbesserte Aufmerksamkeit, weniger impulsives Verhalten und mehr innere Ruhe.
  • Eltern und Lehrkräfte berichteten von sichtbaren Veränderungen im Alltag – z. B. beim Hausaufgabenmachen, in der Schule oder im sozialen Verhalten.
  • Neurofeedback kann sowohl allein als auch ergänzend zu anderen Therapien (wie Verhaltenstherapie oder Medikamenten) eingesetzt werden.
  • Besonders wirkungsvoll sind standardisierte Trainingsprotokolle, also genau festgelegte Übungsformen, die wissenschaftlich geprüft sind.

 

Was muss man kritisch sehen?

  • Nicht alle Studien waren gleich hochwertig – manche hatten kleinere Gruppen oder keine Kontrollgruppe.
  • In vielen Fällen wurde nicht überprüft, ob die Wirkung wirklich vom Neurofeedback kommt oder eher vom positiven Umfeld, das während der Sitzungen entsteht.
  • Die Verbesserungen wurden oft von Eltern oder Lehrkräften beobachtet – also eher subjektiv, nicht durch medizinische Tests gemessen.

 

Fazit:

Neurofeedback zeigt in dieser Übersicht gute Ergebnisse, vor allem bei Aufmerksamkeit und Selbstregulation. Wichtig ist, dass es professionell und mit erprobten Methoden angewendet wird. Es ist kein Ersatz für andere Therapien, kann aber ein sehr hilfreicher Baustein im Behandlungskonzept sein.

 

Studie 2: Strenge Prüfung – Kleine, aber verlässliche Effekte

Diese Studie ist besonders spannend, weil sie sehr streng gearbeitet hat. Nur hochwertige, kontrollierte Studien wurden einbezogen – also solche, in denen z. B. eine Vergleichsgruppe eine Schein-Behandlung (Placebo) bekam.

 

Was wurde Positives gefunden?

  • Bei bestimmten Trainingsformen, vor allem dem Theta/Beta-Neurofeedback, zeigten die Kinder kleine, aber verlässliche Verbesserungen der Aufmerksamkeit.
  • Auch die Verarbeitungsgeschwindigkeit im Gehirn konnte sich verbessern.
  • Die Methode wurde gut vertragen, ohne Nebenwirkungen.
  • Die Effekte hielten in manchen Studien auch mehrere Monate nach Ende des Trainings an.

 

Was sind die Grenzen?

  • Die Wirkung war bei streng kontrollierten Studien (also wenn Eltern oder Therapeutinnen nicht wussten, ob das Kind echtes oder „Schein“-Neurofeedback erhielt) deutlich kleiner.
  • Die positiven Veränderungen waren oft nicht stärker als bei anderen bewährten Methoden, z. B. Verhaltenstherapie oder medikamentöser Behandlung.
  • Neurofeedback wirkt nicht bei jedem Kind gleich – individuelle Unterschiede spielen eine große Rolle.

 

Fazit:

Diese Studie zeigt: Neurofeedback ist kein Allheilmittel, aber es wirkt – in kleinen, aber echten Schritten. Besonders gut geeignet ist es für Kinder, bei denen Medikamente nicht in Frage kommen oder als Ergänzung zu anderen Therapieformen.

 

Was heißt das für Sie als Eltern?

Die Forschung zeigt: Neurofeedback kann helfen, vor allem bei Konzentration und Impulsivität. Es ist sicher, gut verträglich und motivierend für Kinder.

Aber:

  • Es wirkt oft nicht sofort, sondern braucht Geduld und regelmäßige Anwendung.
  • Die Effekte sind eher sanft als spektakulär – es ist kein „Wundermittel“.
  • Die Qualität der Durchführung macht einen großen Unterschied: Gute Begleitung und klare Struktur sind entscheidend.

 

Fazit: Neurofeedback kann bei AD(H)S unterstützen – ist aber kein Wundermittel, sondern ein Baustein unter vielen.

Die Studien zeigen: Neurofeedback kann bei AD(H)S hilfreich sein, besonders wenn es professionell und gezielt eingesetzt wird. Es ist eine sinnvolle Ergänzung, aber nicht die einzige wirksame Methode.

In meiner Praxis biete ich selbst kein Neurofeedback an, sondern arbeite mit einer Vielzahl von bewährten klassischen Methoden (z.B. kognitive Verhaltenstherapie) und nicht kassengebundenen komplementären Therapieverfahren, die sich an den individuellen Bedürfnissen Ihres Kindes orientieren. Als Heilpraktikerin für Psychotherapie ist es mir dabei ein zentrales Anliegen, Kinder und ihre Familien individuell, praxisnah und mit Herz zu begleiten. Möchten Sie Ihr Kind besser verstehen und intensiver fördern? Gerne unterstütze ich Sie und Ihr Kind in meiner Privatpraxis in Neuss dabei, einen passenden Weg zu finden – wertschätzend, individuell und ganz ohne Druck. Wenn Sie mehr erfahren möchten oder ein unverbindliches Erstgespräch wünschen, freue ich mich auf Ihre Kontaktaufnahme.

 

Quellen

1. Studie:

Sampedro Baena, L., Cañadas-De la Fuente, G. A., Martos-Cabrera, M. B., Gómez Urquiza, J. L., Albendín García, L., Romero Bejar, J. L., & Suleiman Martos, N. (2021). Effects of neurofeedback in children with attention-deficit/hyperactivity disorder: A systematic review. Journal of Clinical Medicine, 10(17), 3797. https://doi.org/10.3390/jcm10173797

2. Studie

Westwood, S., Banaschewski, T., Cortese, S., et al. (2025). Neurofeedback for attention-deficit/hyperactivity disorder: A systematic review and meta-analysis. JAMA Psychiatry, 82(2), 118–129. https://doi.org/10.1001/jamapsychiatry.2024.3702

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